Von Simon "I KENN ALLES" Arnold
Nach vierzehn Jahren übersteht der FC Flüelen wieder einmal die erste Runde des IFV-Cups. Damals schoss man das Obligatorische noch mit Hellebarden, Feldstecher gab es nur in
schwarz-weiss und die Gummistiefel waren noch aus Holz. Nach einer hartumkämpften Partie setzen sich die Hafenstädter im Elfmeterschiessen gegen den Viertligisten aus Luzern durch, da sie
eigentlich nid viu hend chennä.
Die Vorzeichen für das Cupspiel gegen den FC Luzern mit Trainer Fabio Celestini standen nicht sehr gut. Nach zwei verlorenen Trainingsspielen unter der Woche stand der FC Flüelen bereits zum
dritten Mal in dieser Woche auf dem Platz. Ausserdem hat man gegen den Gegner aus Luzern im vergangenen Jahr deutlich verloren.
Nichtsdestotrotz spürte man bereits in der Garderobe die Bereitschaft und Freude auf den 1,5 Liter Edel-Weisswein und auf das heutige Spiel. Schliesslich war es der erste Ernstkampf seit Oktober.
Ernst ist heute acht Jahre alt. Die beiden Coaches Andreas Wipfli und Jan Gisler motivierten ihr Team mit flammenden Reden und betonten mehrmals, dass der erste Cupsieg seit 2006 nun endlich
Tatsache werden muss. «Wir müssen jetzt einfach einmal gewinnen! Es spielt keine Rolle, dass unser Gegner eine Liga höher spielt! Diä chämed de scho widr obä abbä».
Die Flüeler starteten konzentriert und erspielten sich einige nennenswerte Torchancen. Eine davon nutzte das Heimteam zur frühen Führung in der 13. Minute. Nach einem Gerangel im Luzerner
Strafraum war es Peter Wipfli, der den Ball hinter die Linie «poooolte». Geil! Riesenjubel bei Poldi, Schumi und Co.! Die Luzerner vermochten aber schnell auf den Rückschlag zu reagieren. Nur
vier Minuten später glichen sie dank eines Geniestreiches von Simone Antonucci zum 1:1 aus. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf realisierte Antonucci, dass der Flüeler Schlussmann (Name der
Redaktion bekannt) ein bisschen weit vor seinem Tor stand. Mit einem herrlichen Weitschuss ins obere rechte Eck glich er aus. Traumtor wie Figo. In der Folge wirkten die Gäste geradliniger und
entschlossener, konnten aber keinen weiteren Treffer erzielen. Pech für sie. Glück für uns.
In der 30. Minute wurde Simon Fuchs im Strafraum regelwidrig gestoppt. Voll i Büüüch innä! Der Schiedsrichter pfiff folgerichtig auf Elfmeter. Der Gefoulte selbst nahm Anlauf und schoss das Leder
wenige Millimeter am rechten Pfosten vorbei. Bis zur Pause gab es noch einige erwähnenswerte Abschlüsse auf beiden Seiten. Jedoch scheiterten die Spieler an den glänzend parierenden Torhütern
oder am eigenen Unvermögen. Übrigens: Der Flüeler Schlussmann Jan Gisler brach sich, wie sich nach dem CT herausstellte, beim Einschiessen das Kahnbein. Das ist ein kleiner Knochen im Handgelenk.
Genau den gleichen Knochen hat Simon Fuchs auch schon gebrochen. Ich glaube, die Geschichte ist bekannt 😊. Trotzdem spielte Jänk 120 Minuten durch und hexte im Penaltyschiessen. Eine
Wahnsinnsleistung! Leider bedeute dies nun 6 Wochen Gips ☹. An dieser Stelle wünscht ihm der ganze Verein gute Genesung und hofft, dass Jänk trotzdem noch «züpflen» kann.
Nach dem Pausentee aus dem eigenen Bidon erspielten sich die Flüeler zahlreiche Tormöglichkeiten. Jedoch scheiterten Wipfli, Mendes, Gratsch, Peschä und auch Longo konnte den Ball nach einem
sehenswerten Fallrückzieher nicht im Luzerner Gehäuse unterbringen. Das wäre ein Traumtor gewesen. «Wer sie vorne nicht macht, bekommt sie hinten», diese alte Fussballweisheit bewahrheitete sich
einmal mehr. In der 61. Minute foulte Aggressivleader Luca Manz seinen Gegenspieler im Strafraum. Den resultierenden Elfmeter verwandelte Simone Antonucci eiskalt zum 2:1. Die Hausherren liessen
aber die Köpfe (die bei gewissen etwas länger sind) nicht hängen und glichen in der 72. Minute aus. Tuchu Arnold bediente mit einem herrlichen Pass übers halbe Feld seinen Mitspieler David
Arnold. Dieser nahm den Ball mirakulös aus der Luft an und knallte den Ball zum viel umjubelten Ausgleich in die Maschen. Da bis zur 90. Minute nichts mehr passierte folgte die halbstündige
Verlängerung. Dazwischen «plöffte» Tuchu aber noch mit seinem Traumpass.
Den Start dieser Verlängerung verpassten die Hafenstädter komplett – ein altbekanntes Muster. Bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff schoss Simone Antonucci seine Farben wieder in Führung. Es
war bereits der dritte persönliche Treffer von Antonucci in dieser Partie. An dieser Stelle soll gesagt werden, dass du miäsam bist. In der zweiten Hälfte der Verlängerung übernahmen die Flüeler
das Zepter und das Spiel entwickelte sich zu einem nervenzehrenden und intensiven Kampf. Der pfeilschnelle Flüeler Andreas Wipfli erspielte sich zahlreiche Möglichkeiten, brachte den Ball jedoch
nicht am starken Luzerner Schlussmann unter. «Ich muss mindestes vierundvierzig Tore machen», resümierte Wipfli nach dem Spiel, «leider hat es heute nicht sollen sein.» In der 118. Minute klärte
ein Luzerner Defensivspieler aus unerklärlichen Gründen im eigenen Strafraum mit den Händen. Oliver Kahn hätte es nicht besser machen können. Klare Entscheidung: Penalty. David Arnold behielt die
Nerven und glich 50 Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 3:3 aus. Kurz danach pfiff der Schiedsrichter die Partie ab und das Penaltyschiessen musste die Entscheidung bringen.
In diesem beweisen die Flüeler die besseren Nerven. Sowohl Andreas Wipfli, Thomas Bissig und Bärti Danioth (Wahnsinnspenalty gsi Bärti!) trafen. Da Torhüter Jan Gisler bereits zwei Elfmeter
parieren konnte (mit gebrochenem OliverKahnbein), lief David Arnold zum entscheidenden vierten Flüeler Penalty an. Mit etwas Glück (oder auch viel Glück) fand der Ball unter den Armen des
Luzerner Schlussmannen hindurch den Weg ins Tor. Danach brachen alle Dämme. Philipp Wipfli präsentierte sofort eine Kiste Pony. Die Spieler und Zuschauer feierten den grossen Erfolg gegen den
höherklassierten FC Luzern ausgiebig. Auch Jänk Gisler kam noch mit einer Kiste «Hülsen». Danke den Spendern.
Somit steht der FC Flüelen nach 14 Jahren wieder einmal in der zweiten Runde des IVF-Cups. Nur Klublegende und Riesenvorbild aller, Simon Fuchs, stand bereits vor 14 Jahren auf dem Platz. «Wir
gewannen damals 2:0 gegen Kerns. Es war ein toller Erfolg, mein erstes Spiel für den FCF, bei dem ich LOGISCHERWEISE bereits traf. Mit den heutigen Emotionen lässt sich das aber niemals
vergleichen.» Ausserdem fügt er ein bisschen wehmütig an: «Man fühlt sich schon uralt, wenn man bedenkt, dass zwei Spieler der heutigen Mannschaft beim letzten Cuperfolg 2006 erst vier Jahre alt
waren und Evo Morales , unter anderem Anführer der Coca -Bauern, neuer Präsident von Bolivien wurde.». Danke an dieser Stelle der Statistikabteilung.
Die Flüeler sind nun die einzigen verbleibenden Fünftligisten im Cup. «Nun freuen wir uns auf einen starken Gegner», meinte Luca Manz nach dem Spiel und Thomas Bissig fügte mit einem Schmunzeln
hinzu: «Schön wäre gegen die Zweitligisten aus Altdorf oder Schattdorf. Dennä gämmer scho Tee». Auf wen die Hafenstädter tatsächlich treffen, wird in den kommenden Tagen ausgelost… oder vom IFV
manipuliert. An dieser Stelle noch herzliche Grüsse an den «Maiägingguverein Isenthal».
Für Flüelen spielten:
Gisler Jan, Ribiger Kurt, Herger Andreas, Bissig Thomas, Arnold Tuchu, Poldi Mauri, Danioth Bärti, Fuchs Simon, Arnold David, Schumann Ivo, Wipfli Andreas, Bissig Ivan, Gisler Ueli, Edgar
Bissig, Wipfli Peter, Schuler Mario, Mendes Tiago, Manz Luca